EINE WELT LADEN FÜRTH

Produkt der Woche

Was macht die Produkte im Weltladen so besonders? Das sind ihre Geschichten: Geschichten von mutigen Menschen und Pionier*innen, von spannenden Projekten, die es besser machen wollen und von einer Gesellschaft, in der Fairness und Solidarität eine Bedeutung haben.

Und diese Geschichten wollen wir euch erzählen, indem wir ab jetzt regelmäßig unser Produkt der Woche mit seiner ganz eigenen Geschichte vorstellen.

Bunt gestreift und gut sortiert

06. - 12. September 2021

Die kleinen flachen Taschen eignen sich gut, um Ordnung in der Handtasche zu halten und bestehen zu 100 Prozent aus handgewebter Baumwolle. Die Women’s Skills Development Organization, die die Taschen herstellt, gibt es bereits seit 1975. Hier, in Phokara in Nepal, werden auf traditionellen Nepali Back Strap Webrahmen Tücher, Taschen und andere Accessoires und Dekoartikel gefertigt.

In der Organisation arbeiten ausschließlich Frauen. Oft kommen sie aus schwierigen familiären oder wirtschaftlichen Bedingungen oder sind körperlich benachteiligt. Die WSDO bietet ihnen eine umfassende Ausbildung, damit sie die Chance erhalten, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Zu den Fähigkeiten, die während der Ausbildung erworben werden, gehört der Zuschnitt, das Nähen, Weben, Färben, aber auch grundlegende Kenntnisse zur Betriebsführung.

Neben Gesundheitsvorsorge und -versorgung bietet die Organisation Schulplätze für die Kinder ihrer Mitarbeiterinnen, Mutterschaftsurlaub und Englischkurse an.

Die Produkte werden aus regional angebauter Baumwolle gefertigt und umweltschonend gefärbt.

Salz aus den Tiefen Südafrikas

30. August - 6. September 2021

Unter Schichten aus Muschelkalk, Sand und Ton liegt ein 400 Jahre alter Salzsee, der aus dem Meer gespeist wird. Das Wasser wird durch mineralhaltige Gesteinsschichten gefiltert und nach oben gepumpt, wo es in einem Sammelbecken gesammelt wird. Der Salzgehalt dieses Wassers ist in etwa dreimal so hoch wie in normalem Meerwasser. Die gewonnene Sole trocknet in der Sonne, wodurch sich ihr Salzgehalt abermals erhöht. Über Wochen bilden sich dank der Verdunstung schneeweise Salzkristalle, die dann per Hand geerntet werden.

Die Salzgewinnung hat in der Region lange Tradition. Das Familienunternehmen beschäftigt vor allem Mitarbeiter*innen örtlichen Gemeinde Velddrif, denen es nach dem Rückgang der Fischindustrie so eine neue Perspektive geben kann. Das Unternehmen arbeitet selbstverständlich nach Fairtrade Standards und unterstützt seine Mitarbeitenden bei Ausgaben für Schulgelder oder Führerschein.

Das Salz hat reinste Qualität ohne Zusätze und enthält durch die Mineralschichten des Sees zahlreiche Spurenelemente. Beim Abbau wird die benötigte Energie durch Solarzellen gewährleistet. Neben dem reinen Salz gibt es Khoisan auch noch als feine Gewürzsalzmischungen.

Die ganze Welt in einer Flasche

23. - 29. August 2021

Kokosöl aus Sri Lanka und Samoa, Palmöl aus Ghana, Olivenöl aus Palästina und Israel und vieles mehr steckt in der kleinen Seifenflasche von Dr.Bronner´s. Und alle Zutaten sind fair und bio. Außerdem legt das Unternehmen großen Wert auf eine nachhaltige Produktion: Bei der Kokosölherstellung werden beispielsweise Fasern und Schalen weiterverarbeitet zu Pflanzensubstrat, um alles zu verwerten, das Palmöl wird in Mischkulturen angebaut, die die Artenvielfalt fördern.

Zusätzlich zu den Fairtrade-Prämien, die das Unternehmen an die Produzent*innen gezahlt hat, förderte es auch weitere eigene Projekte in Ländern des Globalen Südens. Unter anderem investiert das Unternehmen in Klimaschutz, insbesondere in neue Landwirtschaftsmethoden und Aufforstung mit Kokos- und Palmölpalmen. Die Verpackung der Seifen besteht vollständig aus recyceltem Plastik und bis 2025 möchte das Unternehmen klimapositiv sein, also mehr CO2 einsparen statt ausstoßen. Alle Arbeits- und Produktionsschritte sind geprägt von einem verantwortungsvollen, gewissenhaften Umgang mit Mitmenschen und Natur.

Und heraus kommt dabei ein 18in1-Pflegeprodukt: Warum 18 verschiedene Seifen, Waschmittel, Shampoos, Reinigungsmittel, Zahnpasta, … kaufen, wenn auch ein einziges Produkt das erfüllen kann. Die Produkte sind außerdem noch vegan.

Wespengeschützt genießen

16. - 22. August 2021

Die Limogläser mit Deckel und Strohhalm eignen sich besonders im Sommer gegen Wespen und Insekten. Hergestellt werden sie von der Fairhandelsorganisation TARA in Indien. TARA wurde von Sozialarbeiter*innen, Studierenden und Lehrer*innen gegründet und hat es sich insbesondere zum Ziel gesetzt, den sogenannten ‘Unberührbaren’ eine Perspektive zu bieten.

Auch heute ist Diskriminierung dieser Kaste in Indien noch ein Problem. TARA möchte dem entgegenwirken. Allerdings arbeitet die Organisation streng nach Selbsthilfekriterien. Spenden und andere Zuwendungen werden nicht angenommen, die Organisation legt Wert darauf, ihren Mitgliedern eine Teilhabe an Arbeitsmarkt und Gesellschaft ohne “Almosen” zu ermöglichen.

Zu den Mitgliedern von Tara gehören Kooperativen, kooperativ arbeitende Gruppen und auch Familienbetriebe. Ein besonderer Fokus der Arbeit liegt auf der Gesundheitsfürsorge und Familienberatung. Der Vorstand der Mitgliederversammlung wird regelmäßig neu gewählt und TARA setzt auf die Qualität statt Quantität ihrer Geschäftsbeziehungen: Lieber weniger Partnerorganisationen mit engem Kontakt als viele mit losem.

Mal anders kochen in der Tajine

09. - 15. August 2021

Ursprünglich stammt der traditionelle Lehmkochtopf aus Marokko: Mit der Tajine können Gerichte langsam und schonend gegart werden. Sie lässt sich auf den Herd stellen oder auch in den Backofen. Traditionellerweise stellten die Marokkaner*innen den Topf für Schmorgerichte auf ein Holzkohlenfeuer.

In die höchste Stelle der Tajine wird Wasser gefüllt. So entsteht beim Erhitzen ein Dampfkreislauf und das entsprechende Gericht wird langsam und schonend gegart. Durch den Lehm verteilt sich die Wärme gleichmäßig, es entsteht ein ganz besonderes Aroma.

Von Marokko hat sich die Tajine auch über Algerien und Tunesien verbreitet. Aus letzterem Land stammt auch die Tajine bei uns im Weltläden. Das Privatunternehmen besitzt zwei Werkstätten, in denen zu gleichen Teilen Frauen und Männer arbeiten und hat es sich insbesondere zum Ziel gesetzt Kooperation und Verständnis zwischen muslimischer und westlicher Kultur zu fördern.

In Tunesien sind Korruption, Zensur und die Folgen der Aufstände immer noch zu spüren: Teure Lebensmittelpreise, geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt und wenig Zukunftsperspektiven. In Folge der “Tunesischen Revolution” brach auch der Tourismus als zentraler Wirtschaftszweig ein. Darunter litt auch die Keramikbranche: Von den ursprünglich 600 Töpfer- und Keramikwerkstätten in Nabeul, dem Zentrum der tunesischen Töpferkunst, gibt es heute nur noch 200.

Le Souk möchte ein gutes Beispiel sein und zeigen, dass es noch Hoffnung und Zukunft für die Keramikbranche gibt. Deshalb plant das Unternehmen unter anderem, seinen Verkauf über den Fairen Handel noch auszuweiten und so den Menschen eine Perspektive zu schenken.

Innovation wird aktiv gefördert: Wer beispielsweise neue Designs entwickelt, bekommt zusätzlich zum Lohn Bonuszahlungen. Der Lohn selbst ist bis zu dreimal so hoch wieder Mindestlohn und das Unternehmen zahlt außerdem 100 Prozent für Gesundheits- und Pensionsversicherung.

Leider musste Le Souk im Jahr 2020 Konkurs anmelden und auch die Unterstützung durch die Fairhandelsorganisation EZA konnte das Unternehmen nicht mehr retten.

Weitere Infos

Fair unterwegs mit den eleganten Rucksäcken von Melawear

02. - 08. August 2021

“Gemeinsam handeln”, dafür steht “Mela” auf Hindi. Die Rucksäcke bestehen aus Biobaumwolle und Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema beim Unternehmen: So bemüht es sich beispielsweise, nach Cradle-to-Cradle-Prinzipien zu wirtschaften. Cradle to Cradle beschreibt ein Denken in Stoffkreisläufen. Zum Einsatz kommen idealerweise nur Rohstoffe, die wieder in den natürlichen Stoffkreislauf der Natur integriert werden können oder vollständig wiederverwertet werden, ohne das ein “Downcycling”, also ein Qualitätsverlust beim Recycling entsteht.

Hergestellt werden die Rucksäcke von Melawear von Produzent*innen in Indien und Sri Lanka. Ein enger freundschaftlicher und persönlicher Kontakt ist ein essenzieller Bestandteil der Geschäftsbeziehungen von Melawear zu den Hersteller*innen. Die gesamte Produktion findet in den Ursprungsländern statt, um eine möglichst große Wertschöpfung dort zu erreichen.

Im Lager und der Logistik in Deutschland werden insbesondere Menschen mit psychischen Krankheiten beschäftigt und mit besonderen Betreuungsformaten unterstützt, um auch ihnen eine Teilhabe am gesellschaftlichen leben zu ermöglichen.

Übrigens: Bei der Kleidung hat Melawear neben “Damen” und “Herren” eine weitere Kategorie: Du*. Damit sollen alle Menschen und insbesondere Menschen, die sich nicht im binären Gendersystem “männlich – weiblich” wiederfinden.

Handgefertigter Sonnenschutz aus Kolumbien

26. Juli - 01. August 2021

Diese Panamahüte sind ein echter Klassiker: Ihr Ursprung geht auf den Bau des Panamakanals Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, wo sie den Arbeitern als Sonnenschutz dienten. Im Original wurden die Hüte aus den Blättern der Toquilla-Pflanze, die deshalb auch den Spitznamen Panama-Hut-Pflanze gefertigt.

Die Hüte der Fairhandelsorganisation Montezuma werden in der abgelegenen 30.000-Menschen-Ortschaft Sandoná im Südwesten Kolumbiens hergestellt. Je nach Fertigkeiten des Hutherstellers und nach Aufwendigkeit des Flechtmusters kann die Produktion eines Hutes bis zu 15 Tage dauern.
Die Organisation Montezuma ist ein Familienbetrieb, deren Gründer das Handwerk des Hutflechtens noch von seiner Mutter gelernt hat. Das Unternehmen wurde 1985 gegründet, heute beschäftigt es fünf Festangestellte und fünf Werkstätten. Insgesamt arbeiten oft bis zu 30 Mitarbeitende in der Hutproduktion. Die Flechter*innen können in Heimarbeit arbeiten, erhalten Vorauszahlung und finanzielle Unterstützung bei Bedarf und das Rohmaterial von Montezuma.

Für die meisten ist das Hutflechten ein Nebenerwerb zusätzlich zu ihrer Hauptarbeit in der Landwirtschaft. Nur 40 Prozent der Hüte werden exportiert, 60 Prozent werden im Inland verkauft.

Preis: 59 Euro

Bildhalter aus Kenia

19. - 25. Juli 2021

Die Figuren aus Speckstein werden in alter Tradition mit traditionellen Werkzeugen von Hand gefertigt. Das Kunsthandwerk wird schon seit Generationen weitergegeben und verfeinert. Zentrum der Produktion liegt in Tabaka, im Westen Kenias.

Nach dem Schnitzen werden die Specksteinfiguren in Wasser geschliffen und von Hand bemalt. Damit sie einen schönen Glanz erhalten, werden sie zum Schluss noch mit Wachs poliert.

Das Unternehmen Interart ist seit 2014 anerkannter Lieferant des Weltladendachverbands. Neben den stabilen fairen Löhnen und der Vorfinanzierung unterstützt das Unternehmen seine Produzent*innen bei der Beschaffung und Ausstattung von Büros und Workshop-Räumen. Im Notfall springt es auch bei der Beschaffung von Arbeitsmaterialien ein.

Frischer Wind aus Indonesien

12. - 18. Juli 2021

In schönen bunten Farben strahlen die Fächer, die die Fairhandelsorganisation Arum Dalu Mekar im Umland von Jogjakarta produzieren lässt. Die Fächer sind aus Bambus und Baumwolle hergestellt. Das Unternehmen fördert speziell Menschen mit geringen Bildungschancen und setzt sich für den Erhalt des traditionellen Handwerks ein.

Die Organisation fungiert insbesondere als Schnittstelle zwischen dem Markt in Übersee und kleinen, dörflichen Handwerksbetrieben. Zu den Sozialleistungen, die es zahlt, gehören neben Mutterschutz, bezahltem Urlaub und der Lohnfortzahlung auch bei Krankheit die Übernahme von Schulgebühren und Kosten von Grundnahrungsmitteln.

Fünf feste Mitarbeiter*innen beschäftigt das Unternehmen und mit insgesamt 12 Handwerksgruppen arbeitet es zusammen. Übrigens: Seit 2019 liegt das Kerngeschäft in der Herstellung nachhaltiger Särge.

Körbe ganz natürlich und handgefertigt

05. - 11. Juli 2021

Für die Herstellung der Körbe verwenden die rund 1500 Kunsthandwerker*innen von Dhaka Handicrafts ausschließlich Naturmaterialien wie Kaisa-Gras, Maisblätter, Jute, Baumwolle oder Dattel-Palmblätter und bei einigen Exemplaren außerdem recyceltes Plastik.

Die hier präsentierten Körbe bestehen zum Beispiel aus Dattel-Palmblättern. Das Unternehmen mit Non-Profit-Ansatz und Sitz in Dhaka (Bangladesh) setzt sich für vielfältige soziale, ökologische und ökonomische Projekte ein:

  • Menschen aus ländlichen Gegenden werden bei Vermarktung und Export ihrer Produkte unterstützt.
  • Multiplikator*innen erhalten ein Gender-Training, um als Ansprechpartner*innen für Geschlechtergerechtigkeit da zu sein.
  • Frauen werden bestärkt, in Führungspositionen zu gehen, und erhalten außerdem besondere Leistungen während Schwangerschaft und Mutterschutz.
  • Gesundheitszentren, regelmäßige Gesundheitschecks und Schulungenüber Gesundheitsthemen leisten einen wichtigen Beitrag zur Vorsorge.
  • Kinder bekommen Schulstipendien finanziert.
  • Dhaka Handicrafts führt Aufforstungsprogramme durch.
  • Rohstofftransporte werden gemeinschaftlich organisiert, wodurch Transportkosten und Emissionen eingespart werden.
  • Für die Produzent*innen gibt es zinsfreie Vorfinanzierungen der Produkte und Fonds für Kleinkredite.